Glasgestaltungen Jugendhaus Knock:

Brief an Hans Löffler, Leiter des Jugendhaus Knock

Lieber Hans,

ich bin in einem Dilemma, eigentlich sollte ich einen erläuternden Text zur Ausgestaltung des Meditationsraumes schreiben, es fällt mir jedoch schwer, etwas zu erklären, ich kann zwar sagen, dies stellt das dar, was aber darüber hinaus geht ist Interpretation durch Worte und eigentlich sind mir da die Bilder näher und haben eine Aussage, die sich schwer in Worte kleiden kann. Ich versuche es trotzdem, vielleicht chronologisch.

Die Sandstrahlarbeit "Sonnenblume", die die Geometrie des Fruchtstandes aufzeigt, lenkt den Blick ins Zentrum gleich einem Meditationsbild. Man nennt die Sonnenblume manchmal auch das Auge Gottes und spricht ihr Energie und Vitalität zu. Sie war der Aufhänger für das Thema "Sonnengesang". Ich wollte keine Farbe, die den Raum einfärbt, kein "Feuerwerk" vielmehr eine Weite und Kargheit, die dem Franz näher ist.

Als nächstes der "Franz", my own private Franz, der vieles sein soll, zergliedert, ein Luftwesen, vor allem aber präsent, mit Händen, die "sprechen" und Füssen, die kommen und gehen, nicht klein, auch nicht mit Kutte, sondern nackt, man sieht den Nabel, die Blässe der Haut. Mir gefiel aus den Legenden die Begegnung mit dem Bischof von Terni, der nach einer Predigt von Franz sagte: "Seit dem Anfang, als der Herr seine Kirche gepflanzt und aufgebaut hat, hat er ihr immer wieder Glanz verliehen durch heilige Männer, die sie veredeln durch Wort und Beispiel. Jetzt aber, in dieser neuesten Stunde, hat er ihr Glanz verliehen durch diesen armseligen und unansehnlichen, ungebildeten Mann." Die Antwort von Franz später in der Bischofskirche war: "In Wahrheit sage ich euch, Herr Bischof, dass bis jetzt kein Mensch mir so viel Ehre erwies in dieser Welt, wie du mir heute erwiesen hast. Denn die anderen Menschen sagen <Dieser ist ein heiliger Mann>, und schreiben den Ruhm und die Heiligkeit dem Geschöpf zu und nicht dem Schöpfer. Du aber hast das Kostbare vom Wertlosen unterschieden wie ein kluger Mann".

Er sollte in der Darstellung nackt sein, radikal arm. Das edle Tuch, das ihn umweht ist der Mantel des Bischofs, der seine Blöße bedeckt, als er alles seinem irdischen Vater zurückgibt, zuletzt auch noch die Unterhose ablegt, nackt vor die auf dem Platz stehende Menge tritt und sagt, dass er von jetzt an nur noch Gott als seinen Vater anerkenne.

Als letztes dann die Glastafeln die sich auf die einzelnen Strophen des Sonnengesangs beziehen, rechts von dem "Auge Gottes" Bruder Sonne, dann Schwester Mond und Sterne, Wolken und Wind, Wasser, Feuer und Erde auf der gegenüberliegenden Seite; auf der Wandfläche neben der Tür dann die Strophe über die die vergeben und in Frieden ertragen und dann gegenüber den Kreis schließend neben der Figur des Franz, Schwester Tod. Es sind nicht Bilder von etwas, sondern Bilder für etwas, vielleicht planetarische Allegorien, die Sonnenfinsternis für die Schwester Tod hat für mich etwas Tröstliches, da der Verdunkelung, der absoluten Traurigkeit die Hoffnung folgt, wenn der Mond die Sonne nach und nach wieder freigibt und ihre Kraft umso stärker wahrnehmen lässt. Sinnbild für Kreislauf, für Unendlichkeit und Auflösung des Zeitbegriffes. Die einzelnen Tafeln sind so miteinander verknüpft. Der Tod beinhaltet Sonne und Mond, das Bild vom Blauen Planeten, der Erde steht für die Strophe vom Wasser. Alle Tafeln gehören irgendwie zueinander, im Ganzen, wie auch im Einzelnen, die Tafel über das Vergeben und Ertragen, die eine Art Lichtbogen zeigt, ist eigentlich der Blick vom Weltraum auf die Erdatmosphäre bei einem Sonnenuntergang und hat wieder die Sonne als Überthema.

Mir wäre es am liebsten, jeder erklärt sich das, was da ist selbst. Wenn jemand nichts erkennt oder etwas anderes, warum nicht. Die Gedanken, die ich mir um den Franz und den Sonnengesang gemacht habe sind in Bildern besser ausgedrückt, als in Worten. Braucht man immer Erklärungen? Helfen die Erklärungen, anders zu sehen? Ich würde gerne den Text als das begreifen, als was ich ihn begonnen habe, als Erklärung, warum ich lieber nicht erkläre. Deshalb betrachte ihn nur als Brief an Dich, nicht als Text zum Auslegen. Wenn überhaupt einen Text zur Erklärung, dann vielleicht den Sonnengesang.

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